PG Vorspessart

Am Gründonnerstag, dem 14. April 2022, trafen sich Mitchristen der Pfarreiengemeinschaft zur abendlichen Wortgottesfeier in der Pfarrkirche St. Vitus in Sailauf. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu.

Der Gottesdienst gliederte sich in drei Teile: Dienst – Brot – Nacht, gemäß den biblischen Erzählungen, die den Abend vor dem Leiden Jesu beschreiben.  Verschiedene Symbole verdeutlichten den Sinngehalt, den Theologin Ursula Silber sehr anschaulich erklärte und mit den Gläubigen feierte:

Für den Dienst, den Jesus in der Fußwaschung an seinen Jüngern vollzog, standen Krug, Schüssel und Handtuch. Messdiener*innen trugen sie nach vorne. Uns Christen sei es aufgetragen, in geschwisterlicher Liebe einander zu dienen.

Ein großes Brot auf dem Altar wies auf das Brotbrechen beim letzten Abendmahl Jesu mit seinen Freunden hin.  Diesem Mahl habe er eine besondere Bedeutung gegeben, so Frau Silber: Brot und Wein als Zeichen seiner Hingabe, als Zeichen seiner Selbst in Fleisch und Blut. Seither täten dies Christ*innen auf der ganzen Welt zu seinem Gedächtnis.

Dazu verteilten Messdiener*innen an jede und jeden Tüten mit Brötchen aus. Die Mitfeiernden waren eingeladen, ein kleines Stück abzubrechen und zu kosten. Das geschah in andächtigem Schweigen.  Danach sangen alle das bekannte Lied: „Ubi caritas et amor, deus ibi est.“ Wo die Güte und die Liebe, da ist der Herr.

In ihrer Ansprache ging die Wortgottesbeauftragte auf Szenen des Dienens ein. Zu Dienen brauche man Mut und Stärke. Man tue, was notwendig ist, ohne Angst zu haben, zu kurz zu kommen oder sein Ansehen zu verlieren. Dienende sähen im Mitmenschen ein Kind Gottes und sogar das Angesicht Jesu. „In ihnen erkenne ich Christus“, sagte sie und stellte eine schöne Christus-Ikone vor den Altar.

Im dritten Teil ging es um die Nacht, in der Jesus am Ölberg betete und vor Angst Blut und Wasser schwitzte, währenddessen die Jünger vor Erschöpfung schliefen. Danach sei der Herr verhaftet und abgeführt worden, um am nächsten Tag zu Tode verurteilt zu werden und zu sterben, erklärte Frau Silber.  Messdiener trugen eine große Laterne nach vorne.

Sie räumte zusammen mit den Ministrant*innen die Altäre ab und löschte die Kerzen. Die Küsterin übertrug das Allerheiligste im Ziborium vom Tabernakel in die Vitusräume. Zeichen dafür, dass Jesus nun nicht mehr da sei. Das Ewige Licht wurde gelöscht.

Das letzte Wort bekam Jesus, dem der Lektor seine Stimme lieh: „Dies ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“

Die Anwesenden zündeten kleine Kerzen an, stellten sie vor die Christusikone am Altar und verharrten im nun dunklen Kirchenschiff in andächtiger Stille, der sog. Ölbergwache. Vor dem Hinausgehen durften sie sich an einem kleinen Schluck Traubensaft stärken, den Helfer in kleinen Gläschen im hinteren Teil der Kirche anboten.

Nach dem Gloria-Lied war die Orgel verstummt. Dazu hatte der Organist den Motor ausgeschaltet, der den Blasebalg betätigt, und so die Luftzufuhr der Orgelpfeifen nach und nach gedrosselt. So produzierte er chaotische Tonfolgen, die immer leiser wurden und zuletzt ganz aufhörten. Auch die Glocken verstummen bis zur Osternacht. Sinnbildliches Zeichen dafür, dass die Welt in Dunkelheit und Chaos versinkt an diesem Abend.

Messdienerinnen und Messdiener ersetzen in unseren vier Dörfern die Glocken durch ihre lauten Klappern, die morgens, mittags und abends die Bewohner zum Gebet rufen. Dazu singen sie verschiedene Klappertexte, je nach örtlicher Tradition.

Text: Susanne Mahlmeister
Fotos: Susanne und Martin Mahlmeister

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