PG Vorspessart

Seit Aschermittwoch ist eine Passionskrippe in der Sailaufer Pfarrkirche zu sehen. Sie stammt von Waldemar Lippert, der im Juni 2023 verstarb.

Er hatte vor 10 Jahren, im März 2014, das kleine Kunstwerk unter der Empore von St. Vitus aufgebaut. Der leidenschaftliche Krippenbauer aus der Rathausstraße in Sailauf war Mitglied im Aschaffenburger Krippenverein. Er wurde 85 Jahre alt.

Die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu rückt in der vorösterlichen Bußzeit verstärkt in den Mittelpunkt christlicher Betrachtungen. Der Leidensweg, wie ihn die Evangelien erzählen, zieht gläubige Menschen schon seit jeher in seinen Bann: Sie sehen in ihm das Erlösungswerk Jesu Christi, das in seiner Auferstehung und der damit verbundenen Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott mündet.

Eine besondere Art, die Passion Jesu zu veranschaulichen sind die Fasten- oder Passionskrippen. Der schaffensfreudige Sailaufer Krippenbaumeister Waldemar Lippert hatte die Idee dazu. Vorbilder kannte er aus Günzburg und Bamberg. Als damaliger Vorsitzender des Vereins der Aschaffenburger Krippenfreunde, machte er sich in der vereinseigenen Werkstatt in der Leinwanderstraße ans Werk.

Es entstand 2013 ein geräumiger Schaukasten aus Sperrholz (110 x 82 x 65 cm), mit Glasfront, seitlich mit Tragegriffen versehen. In drei Ebenen reihen sich die biblischen Szenen aneinander: Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Ölberg, Gefangennahme und Verurteilung (untere Ebene), Kreuzweg (mittlere Ebene), Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung (obere Ebene).

Jahreskrippen gebe es in vielen Kirchen, wie Lippert damals erklärte. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu in zeitlicher Reihenfolge durch das Kirchenjahr hindurch. Die Passionskrippe dagegen konzentriere sich auf den letzten Weg Jesu: alle Szenen sind auf einen Blick zu sehen.

So packte ihn der Ehrgeiz, selbst ein solches Panorama herzustellen. Wie viele Arbeitsstunden er dafür verwendet hat, konnte er nicht sagen. Auf einen Unterbau aus Holz modellierte er eine Landschaft aus Pappmaché und bestrich sie mit mehreren Schichten Dispersionsfarbe, deren unterschiedliche Helligkeit die Plastizität unterstreicht. Gebäudeteile, Höhlen und Bäume sorgen für eine abwechslungsreiche, naturalistische Ansicht. Eine ausgeklügelte Beleuchtung rückt alles ins rechte Licht.

Die Figuren der Passionskrippe hat Lippert im Handel bestellt. Sie sind aus einer Polyestermischung, 9 cm hoch und dezent bemalt. In mehreren Lieferungen kamen sie bei ihm an und er fügte sie zu Gruppen zusammen. So winken dem Messias, der auf einem Esel in Jerusalem einzieht, die Menschen zu - alle detailgenau ausgestattet. Einzelne Begegnungen Jesu auf seinem Kreuzweg, wie z.B. mit Maria und Veronika lassen sein Leiden gegenwärtig erscheinen.

Diese Vergegenwärtigung war Lippert ein großes Anliegen. Kinder und Jugendliche, sollten sich die biblischen Szenen, die sie aus dem Religionsunterricht und den Katechesen kennen, besser vorstellen können.

Jesu Leidensgeschichte im Schaukasten gehörte zu den Exponaten der Aschaffenburger Krippenausstellung, die an Dreikönig 2014 endete.

Als Lippert altersbedingt eingeschränkt war, führte Herbert Büdel die Arbeit fort, seit 2019 kümmert sich Kirchenpfleger Simon Mahlmeister um den Aufbau. Nun ist die Passionskrippe die ganze Fastenzeit bis über Ostern hinaus in der Sailaufer Pfarrkirche St. Vitus zu bestaunen.

Text und Fotos: Susanne Mahlmeister

Passionskrippe mit Waldemar Lippert am 6.03.2014

 Passionskrippe in St. Vitus Sailauf Waldemar Lippert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

oberes Foto: Waldemar Lippert am 6. März 2014 vor seiner Passionskrippe

unteres Foto: Passionskrippe ohne Frontscheibe, um Spiegelungen zu vermeiden.

­