PG Vorspessart

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, in diesen ungewöhnlichen Monaten und Wochen, in der sich die Ungeduld einiger mehr und mehr Bahn zu brechen scheint, hat sich vielleicht der Eine oder die Andere nicht nur einmal die Frage gestellt: Was ist mir wichtig? 

Für mich als Ihr Pfarrer ist es unter anderem wichtig, am vergangenen Sonntag mit Ihnen, den Mitfeiernden aus Sailauf-Eichenberg, Rottenberg und Feldkahl, Laufach-Frohnhofen und Hain im Spessart, wieder Gottesdienst zu feiern. Denn das kann eine Fernseh- oder Videoübertragung bei aller guten Vorbereitung und Durchführung nicht leisten: Das sinnenhafte Erleben einer Gemeinschaft, die sich auch unter den notwendigen Abstandregelungen durch ihr gemeinsames Beten und Singen spüren lässt: Er, Christus ist der Grund und die Mitte unserer Gemeinschaft, weil er als der Mensch gewordene Sohn Gottes und der Auferstandene immer bei uns und allen Menschen ist, die sich in seinem Namen versammeln und durch ihn zum Vater beten (vgl. Mt 18, 20). Diese «communio» (Gemeinschaft der Getauften) ermöglicht uns erst den Zugang zur Kommunion (Empfang des Herrenmahles).

Es macht einen nicht unwesentlichen Unterschied, sich leibhaftig zu sehen, zu hören und zu begegnen, die besondere Atmosphäre des Kirchenraumes, bis hin zu dessen Geruch, wahrzunehmen oder gesammelt vom Wohnzimmer aus einer Gottesdienstübertragung beizuwohnen. Ich denke, kranke und alte Mitmenschen, die ans Haus oder Bett gefesselt sind und dadurch nur diese mediale Möglichkeit nutzen können, werden meine Einschätzung bestätigen. Darüber hinaus war es für mich bereichernd, jetzt wieder am vertrauten Ort den Glauben in der Gemeinschaft mit Ihnen zu bekennen und so mehr Stütze füreinander zu sein und für all diejenigen, die wir im Herzen tragen oder an die wir denken. Das begründet uns gerade erst als Kirche: Wir sind von Gott Zusammengerufene, die mit Vertrauen, Lob und Dank auf sein Wort antworten.

Denn bekanntlich lebt der Mensch nicht allein vom Brot, sondern auch von zwischenmenschlichen Begegnungen und von einem guten Wort, das ihm zugesagt wird.Selbst wenn wir in eingeschränkter Form wieder Gottesdienst feiern können, möchte ich auch jene nicht aus dem Blick verlieren, denen dies aus verschiedenen Beweggründen (noch) nicht möglich ist. Mit Ihnen will ich durch das gemeinsame häusliche Beten des «Engel des Herrn» (Zwölf-Uhr-Läuten) oder im ökumenischen Geist des «Vaterunsers» (19-Uhr-Läuten) verbunden bleiben. Ich lade Sie von Herzen weiterhin dazu ein, damit die Besonnenheit und das nötige Augenmaß über die sich bahnbrechende Ungeduld und Täuschung obsiegt.

Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen: Die in der letzten Nummer des Amt- und Mitteilungsblatts veröffentlichte Anzahl der Mitfeiernden in der St. Vitus- und St. Thomas Morus-Kirche scheinen so manche davon abzuhalten, die Gottesdienste mit zu feiern. Bei diesen Zahlen handelt es sich um die Höchstzahl von einzelnen haushaltsfremden Gottesdienstbesucher*innen. Da jedoch dankenswerter Weise an den Wort-Gottes-Feiern auch Paare und Familien teilnehmen, für die bekanntlich untereinander die Abstandsregelung nicht gegeben ist, sind diese Zahlen als Richtwerte anzusehen. Es kann also eine gewisse Anzahl an Mitfeiernden (als Hausgemeinschaft) zusätzlich den Gottesdienst besuchen ohne dass der zwingend einzuhaltende Mindestabstand dadurch überschritten würde.

Mit Ihnen vertraue ich darauf, dass unsere Zukunft und unser Geschick in Gott geborgen sind, und er wie ein herzensguter Vater und eine liebende Mutter seine schützende Hand über uns hält, damit wir zuversichtlich und als österliche Menschen leben können.

Für das Seelsorgeteam

Ihr Andreas Reuter, Pfarrer

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