PG Vorspessart

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, 
heute möchte ich mich als Ihr Pfarrer an Sie wenden. Ein uns bislang unbekanntes, unsichtbares Geschöpf, der Corona-Virus «COVID-19», ist uns bis in das persönliche Leben hinein gegenwärtig. Sorgen sind berechtigt – jedoch ist uns im Glauben eine Quelle des Gottvertrauens und der Zuversicht geschenkt.

Sie will von uns tagtäglich neu entdeckt oder aufgespürt werden, weil sie meist verborgen ist. Diese Quelle kann uns der jetzige Augenblick sein, wenn wir einfach bewusst wahrnehmen, was wir empfinden. Als Quelle des Gottvertrauens und der Zuversicht darf uns ein gutes Wort dienen, aus dem wir Kraft und Mitmenschlichkeit beziehen in diesen ungewöhnlichen Zeiten. Nicht zuletzt können wir sie finden, wenn wir bedenken, wie sich im eigenen Leben vieles zum Guten gewendet und gefügt hat.

Auch wenn wir unseren Glauben in nächster Zeit nicht gemeinsam feiern dürfen, wir können ihn aber als Getaufte in Verbundenheit leben. Dazu möchte ich Sie auf diesem Weg von Herzen einladen und uns einen christlichen Brauch ins Bewusstsein rufen: Morgens um 6 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 18 Uhr laden die Glocken unserer Pfarr- und Filialkirchen ein, uns im täglichen Gebet des «Engel des Herrn» (Gotteslob Nr. 3, 6) daran zu erinnern: Die Zusage Gottes «Ich bin der ICH-BIN-DA» ist in Jesus Christus Fleisch und damit einer von uns geworden. Zusätzlich läuten jeden Tag im Laufachtal vormittags um 11 Uhr, nachmittags um 15 Uhr und abends um 19 Uhr die Glocken der evangelischen Petruskirche zum häuslichen Gebet.

Nach Verabredung mit meinem evangelischen Amtskollegen Ulrich Jasmer im Laufachtal möchte ich Sie als Ihr Pfarrer dazu anregen, mit uns Ihren Alltag zu unterbrechen, ans Fenster, auf die Terrasse oder den Balkon zu treten und um 12 Uhr den «Engel des Herrn» sowie in ökumenischer Verbundenheit um 19 Uhr zuhause ein «Vater unser» zu beten. Lassen Sie uns gemeinsam ein Netzwerk des Gebets knüpfen. Gewiss fallen uns jeden Tag Menschen ein, die gerade jetzt für eine persönliche Fürbitte dankbar sind. Dadurch vermögen wir alle täglich zu erfahren, was uns ein geistliches Lied vergegenwärtigt: «Wer glaubt, ist nie allein! Du, Herr, wirst mit uns sein mit deiner Kraft, die Leben schafft. Wer glaubt, ist nie allein» (Gotteslob Nr. 835)!
So erbitte ich uns allen in der Sorge um das Wohlergehen unserer Lieben, Nachbarn, Mitmenschen und uns selbst den Segen Gottes: des Vaters, der über uns wacht, des Sohnes, der mit uns geht, und des Heiligen Geistes, der in uns den Glauben vermehre, die Hoffnung stärke und die Liebe entzünde.
In christlicher Zuversicht mit Ihnen verbunden und für das Seelsorgeteam

Ihr Andreas Reuter, Pfarrer

23. März 2020

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