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Kilianiwallfahrt 2016 – Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feierte mit Ehepaaren, die in diesem Jahr 25 Jahre verheiratet sind, einen Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom und erteilte gemeinsam mit zahlreichen Priestern und Diakonen am Ende der Feier den Paaren einzeln den Segen.

Würzburg (POW) „Sie sind eine Grundlage der Gesellschaft und der Kirche. Für dieses Zeugnis danke ich Ihnen.“ Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Mittwochabend, 29. Juni, zu rund 1200 Frauen und Männern gesagt, die bei einem Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom ihr 25. Ehejubiläum begingen. „Sie öffnen jüngeren Menschen einen Raum zum Staunen, zum Nachfragen, zum Mut gewinnen für die eigenen Entscheidungen“, erklärte der Bischof im abschließenden von vier Festgottesdiensten für Ehejubilare, die der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche vorgeschaltet waren. Die Jubelpaare erneuerten im Dom ihr Eheversprechen und  ließen sich nach dem allgemeinen Segen von Bischof Hofmann sowie weiteren Priestern und Diakonen paarweise segnen.

„Vertrauen Sie Gott, denn er traut Ihnen“, erklärte Bischof Hofmann in seiner Predigt. Viele Menschen der Gegenwart dächten, dass Ehe ein auslaufendes Modell sei. „Dabei ist die Sehnsucht nach gelingender Liebe, Ehe und Familie ganz oben auf der Erwartungsliste junger Menschen“, sagte der Bischof. Seit mehreren Jahrzehnten werde der gesellschaftliche Konsens zu Ehe und Familie gezielt zerstört. Das geschehe offen durch die Abschaffung des Schuldprinzips im Scheidungsfall oder subtiler durch das so genannte „Gender Mainstreaming“. „Man leugnet dabei nicht nur die biologischen Unterschiede von Mann und Frau, sondern behauptet auch, dass die Unterschiede zwischen Männlichem und Weiblichem bloß anerzogen seien.

Wir müssen eindeutig sagen, dass eine Ehe nach unserem christlichen Verständnis nur zwischen einem Mann und einer Frau bestehen kann.“ Als weitere Gefahr für Ehe und Familie bezeichnete der Bischof die Sexualisierung der Gesellschaft. Sex werde als allgemeines Konsumgut  propagiert und somit der Enthemmung Tür und Tor geöffnet. Am Festtag der Apostel Petrus und Paulus betonte Bischof Hofmann zudem besonders, wie wichtig eine christlich geprägte Familie für die religiöse Entwicklung der Kinder sei: „Sie sind als Eltern die Erstverkünder des Glaubens.“

 vergrößernBischof Dr. Friedhelm Hofmann feierte am 29.06.2016 mit Ehepaaren, die in diesem Jahr 25 Jahre verheiratet sind, einen Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom und erteilte gemeinsam mit zahlreichen Priestern und Diakonen am Ende der Feier den Paaren einzeln den Segen. Markus Hauck

Weiter mahnte Bischof Hofmann an, alte Menschen wieder mehr wertzuschätzen. „Weil die Gesellschaft die Stimme der Alten nicht mehr hört, hat man den Erfahrungsschatz dieser Generation verloren und auch das Zeugnis von Ehepaaren, die ein Leben lang zusammengeblieben sind“, zitierte der Bischof Papst Franziskus. Junge Menschen bräuchten Vorbilder und Hilfen. „In der Ehe, die das wechselseitige Versprechen braucht und sucht, ist Gottes Liebe anwesend und erfahrbar. Sie haben erfahren, dass Sie die Glut der Liebe nähren, aber sich nicht grenzenlos glücklich machen können. Der je größere Gott muss immer wieder neu von Ihnen aus in diese Liebe hineingenommen werden.“ Als Dritter im Bunde ermögliche es Gott, dass die vermeintliche Fessel der Ehe als stärkende und befreiende Verbindung erlebbar werde.

Ausdrücklich dankte Bischof Hofmann den konfessionsverbindenden Ehepaaren. „Sie haben in Ihrer Ehe die oft schwierigen Situationen des Glaubenslebens im Alltag erfahren. Es war sicherlich nicht immer leicht, daraus erwachsende Spannungen auszuhalten. Ich weiß wovon ich rede, denn ich bin in einer solchen Familie aufgewachsen.“ Die Achtung vor der Glaubensüberzeugung des je anderen sei dem christlichen Grundverständnis zutiefst eingeprägt und erfahre in einer solchen Ehe die Nagelprobe.

Bischof Hofmann erinnerte daran, den Ehepaaren, die auseinandergegangen sind, Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Hilfe zukommen zu lassen. „Denken möchte ich in dieser Stunde aber auch an alle Witwen und Witwer, die so gerne heute ein Ehejubiläum gefeiert hätten. Diese dürfen wir ebenfalls nicht allein lassen.“

 vergrößernEinzelssegen für die Silberpaare am Ende der Feier durch verschiedene Priester und Diakone - unter ihnen Pfarrer Uwe Schüller
 Markus Hauck

Unter Bezug auf das Leitwort der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche – „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“ – trugen Ehepaare Gedanken zum Thema Barmherzigkeit vor. „Barmherzigkeit schafft Wärme, beseitigt Hindernisse und öffnet die Herzen“, hieß es. Aber auch: „Eine gelingende Ehe hängt entscheidend von der Fähigkeit zur Barmherzigkeit ab. Das heißt nicht, Konflikte zu ignorieren. Sondern es heißt Dialog und die Bereitschaft zur Vergebung.“ Aus einzelnen Buchstaben und einem rot angemalten Herz wurde dabei nach und nach vor dem Altar das Wort „Barmherzigkeit“ zusammengesetzt. Beim Verlassen des Doms erhielten die Eheleute Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Ich verspreche Dir die Treue“. Auf dem Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünster war anschließend Zeit für Begegnungen und den Austausch von Tipps für eine gelungene Ehe unter den Silberpaaren.

Für Nicole (48) und Peter Motzel (51) aus Collenberg ist es wichtig, sich einander zu vertrauen und zu verzeihen. „Es geht darum, Mensch zu sein und den anderen auch Mensch sein zu lassen“, erklärten die beiden.

„Der andere muss Freiräume haben und die Partner müssen sich in jeder Lebenslage auf Augenhöhe begegnen“, lauteten die Ratschläge von Rochus (58) und Petra Schirmer aus Würzburg.

„Es braucht Toleranz und Gelassenheit im Umgang miteinander. Aber das kommt mit den Jahren“, erklärten Rainer (52) und Elke Maiwald (48) aus Gerbrunn. Außerdem helfe es, sich regelmäßig gemeinsam etwas Gutes zu tun, „damit der Alltag einen nicht vollkommen in Beschlag nimmt“.

 vergrößernBegegnung auf dem Kiliansplatz nach der Messfeier am 29.06.2016
 Markus Hauck

„Entscheidend ist die Offenheit, Probleme anzusprechen, aber auch Kompromissbereitschaft und wechselseitiger Respekt sind unabdingbar“, erklärten Ralf (51) und Martina Henninger (51) aus Schwarzach. Man müsse aber nicht jede Kleinigkeit ausdiskutieren. „Manchmal hilft es, sich rumzudrehen und einfach in den Keller zu gehen“, sagte Ralf Henninger schmunzelnd.

„Gemeinsam das Leben genießen und bewusst entspannte Zeit miteinander verbringen“, lautete der Tipp von Bernhard (53) und Doris Burger (48) aus Schwarzach. Das Vertrauen auf Gott hätten beide zudem in schwierigen Situationen als äußerst wichtig empfunden. „Mir ist in diesem Punkt mein Großonkel, der als Münsterschwarzacher Benediktiner auch in Afrika als Missionar tätig war, ein hervorragendes Beispiel“, sagte Bernhard Burger.

Weitere Berichte zu den Pontifikalgottesdiensten für die Ehejubilare finden Sie hier: Montag, Dienstag, Mittwoch.

Markus Hauck (POW)

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