PG Vorspessart
Liebe Gemeindemitglieder, liebe Schwestern und Brüder!

Immer wieder erlebe ich es bei Trauerfällen:

Man weiß nicht, was man sagen soll. Jedes Wort, das gesprochen wird, scheint nicht zu passen oder zu viel zu sein. Man scheint das, was man sagen will, den Trost, den man spenden will nicht aussprechen zu können. Dann bleiben oftmals nur Gesten, eine Umarmung, ein Händedruck oder einfach nur das Aushalten, das Da-sein, das Schweigen oder das Gebet.

Oftmals sind es aber gerade diese, für uns vielleicht kleinen, unscheinbaren Zeichen, die ehrlicher und vielsagender sind als Worte. Mit einem kleinen Zeichen beginnt direkt in der Dunkelheit von Trauer, Verlassenheit, Leid und Tod der Kartage etwas Neues. Eine kleine Geste verändert alles, besitzt die Sprengkraft, Gräber zu öffnen. Eine kleine Flamme, das Licht einer einzelnen Kerze wird in die dunkle Kirche getragen.

Ein kleines Licht, ein winziger Funke nur vom großen Osterfeuer soll die ganze Kirche erhellen? Unmöglich, unfassbar. Es bliebe wohl bei diesem kleinen Licht, wenn der Funke nicht überspringen würde, wenn sich das Licht nicht plötzlich austeilen und wenn wir uns dieses Licht nicht schenken lassen würden.

“Lumen Christi!” - ”Licht Christi!” So ruft der Priester den Menschen in der dunklen Kirche zu. Licht Christi, Licht der Auferstehung. “Deo gratias!” - “Gott, wir danken dir!” (Oder besser: Gott sei Dank!) antworten alle, und sie lassen sich den Funken geben, schenken.

Eine der bewegendsten Gesten ist für mich dieses Hineintragen der Osterkerze, des Auferstehungslichtes in unsere dunkle Kirche, gleichsam in unsere dunkle, finstere und oftmals trostlose Welt mit ihren vielen Gräbern. Und es ist bewegend für mich, wie sich dieses Auferstehungslicht ausbreitet und es immer heller zu werden beginnt; wie sich Menschen anstecken lassen von diesem Licht und der Auferstehungsbotschaft.

Eine kleine Geste, ohne viel Worte, aber sie besiegt das Dunkle, die Finsternis und schließlich den Tod. Dieses kleine Licht schenkt uns Hoffnung auf unzerstörbares Leben.

Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und mir, dass wir uns von diesem Osterlicht neu beschenken, uns anstecken lassen und selber zum Licht und zu Zeugen der Auferstehung werden. Denn: “Christus ist auferstanden!” - “Er ist wahrhaft auferstanden!”

Ihr Pfarrer Uwe Schüller

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