PG Vorspessart
Das bekannte Lied ist im neuen Gotteslob zweimal zu finden und wird traditionell zur Kreuzverehrung am Karfreitag gesungen. Das erfuhren interessierte Besucher bei einem Orgelvortrag am 3.03.2015 in der Stiftskirche von Dekanatskantor Andreas Unterguggenberger.

Organisten der Region Untermain und kirchenmusikalisch Interessierte hatten sich an dem Abend des 3. März auf der Empore der Stiftsbasilika St. Peter und Alexander in Aschaffenburg eingefunden. Der Vortrag gehörte zur Reihe „Perlen im Gesangbuch“, die mit der Einführung des neuen Gotteslobes im Advent 2013 ins Leben gerufen wurde.

Seitdem machen Dekanatskantor Andreas Unterguggenberger und Diplomtheologe Michael Pfeifer, der an diesem Abend erkrankt war, die Besucher mit den Liedern vertraut. Passend zur Fasten- und bevorstehenden Passionszeit hatte sich der Stiftskantor das Lied  „O du hochheilig Kreuze, daran mein Herr gehangen in Schmerz und Todesbangen“ ausgesucht.  Eine ältere Version entstand 1600, klingt „eher spröde“, wie der Stiftskantor erklärte und war früher im Stammteil, jetzt im Anhang zu finden (GL 766).

 vergrößernLied: O du hochheilig Kreuze (1620) Stiftsmusik

Eine etwas jüngere Version des Liedes stammt von 1620 und zeichnet sich durch eine laut Unterguggenberger „eingängige, beschwingtere und leichter zu singende Melodie aus, die auch für Andachten und Wallfahrten geeignet ist.“ Das Lied steht im 6/4 Takt, die letzte Zeile wird jeweils wiederholt (GL 294).

Das war auch noch vielen älteren Besuchern im Ohr, die die zweite Liedversion aus dem alten Ave Maria-Gesangbuch kannten. Abwechselnd zu theoretischen Ausführungen zum Inhalt und Aufbau des Liedes, sangen die Besucher die einzelnen Liedstrophen gemeinsam zur Orgelbegleitung und hörten Improvisationen des Stifts-Organisten. Er entlockte der 2013 renovierten und neu intonierten Klais-Orgel verschiedenste Klangfarben, passend zur Symbolik des Liedes:

 vergrößernPerlen im Gesangbuch: Fortbildung zum neuen Gotteslob am 3.03.2015 in der Aschaffenburger Stiftskirche mit Dekanatskantor Andreas Unterguggenberger Martin Mahlmeister

Die 10 Strophen lassen einen durchdachten Aufbau erkennen: Strophe 1 bis 3 beinhalten eine Kreuzverehrung, die Strophen 4 bis 8 beschreiben einzelne Symbole des Kreuzes (Leiter, Brücke, Siegeszeichen, Pilgerstab, Himmelsschlüssel), die Strophen 9 und 10 sind als Bittgebet formuliert. Die 20 Zuhörer freuten sich über die kreativen Improvisationen und dankten dem Stiftskantor für seine Ausführungen. Anschließend konnten sie mit ihm noch über die Orgel ins Gespräch kommen.
Susanne Mahlmeister

Veranstaltungsreihe: Perlen im neuen Gesangbuch

Das neue Gotteslob gibt dem Kirchenlied Auftrieb: Vielerorts werden Lieder neu eingeführt. Vertrautes erscheint in neuem Gewand. Doch was singen wir da eigentlich?

Die Bildsprache des Barock ist uns fremd geworden, die romantische Emphase entspricht nicht mehr unserem Lebensgefühl und manche Lieder des 20. Jahrhunderts erscheinen uns als zu knöchern.
Kirchenlieder prägten ganze Generationen, nahmen Einfluss auf Literatur, Musik und persönliches Glaubensleben. Auch heute noch können diese Lieder ihre spirituelle Kraft entfalten. Tauchen Sie nach den Perlen unter den großen deutschen Kirchenliedern. Erfahren Sie Wertvolles über ihre Entstehungszeit, ihre Sprache, ihren Bilderreichtum, ihre biblischen und theologischen Bezüge, ihre poetische Qualität und nicht zuletzt ihre musikalische Gestalt.

Dienstag, 3. März 2015, O du hochheilig Kreuze
Dienstag, 12. Mai 2015, Wunderschön prächtige
Dienstag, 20. Oktober 2015, Der Mond ist aufgegangen
Dienstag, 1. Dezember 2015, Ich steh an deiner Krippen hier

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