PG Vorspessart

Sebastian ist neben St. Vitus der zweite Patron der Sailaufer Pfarrkirche, das dritte Patronat ist die Himmelfahrt Mariens. Zu sehen sind alle drei auf dem Hauptportal der Friedhofsmauer – einem Wahrzeichen unseres Dorfes.

Am Montagabend gedachten die Gläubigen in der Abendmesse mit Pfarrer Reuter des Heiligen. Die Figur war nach vorne gerückt und mit einem Lichterkranz zur Geltung gebracht worden. Mitglieder des Schützenvereins besetzten die vorderen Bankreihen.

Das Fest des heiligen Sebastian wurde früher in Sailauf als Bußfeiertag gehalten, wo man sich bis zu Abend der warmen Speisen enthielt als Opfer aus der Pestzeit. In Sailauf wütete nämlich 1349 der „Schwarze Tod“. Im Dreißigjährigen Krieg bedrohte er nochmals das Dorf, so dass die Bewohner nahezu ausstarben und in Laufach ein eigener Friedhof angelegt wurde.

Damals war die Dorfkirche dem heiligen Sebastian anempfohlen und 1519 eine Sebastiansbruderschaft gegründet worden. Bis heute feiert die Sailaufer Kirchengemeinde am Sonntag um den 20. Januar herum ein feierliches Hochamt zu Ehren des Heiligen. Dazu wird die Figur des von Pfeilen durchbohrten jungen Mannes vor die Altarstufen gestellt und geschmückt. Die Schützengesellschaft Edelweiß trifft sich zum gemeinsamen Kirchgang.

Nur wenige Heilige sind in der Kunst so oft dargestellt worden wie dieser Märtyrer des 3. Jahrhunderts: als junger Mann nackt an einem Baumstamm stehend und von Pfeilen durchbohrt. Der Legende nach wurde Sebastian in Mailand geboren und war Soldat im Heer von Kaiser Carinus. Als junger Christ wollte er inmitten von Heiden und Christenverfolgern denen helfen, die an Christus glaubten. Nach dem Tod des Kaisers wurde der brutale Diokletian sein Nachfolger. Als der Christenhasser eines Tages erfuhr, dass der von ihm sehr geschätzte Soldat Sebastian gläubiger Christ war, ließ er ihn an einen Pfahl binden und von Pfeilen durchbohren.

Eine junge Witwe wollte den Leichnam abnehmen und bestatten, als sie bemerkte, dass Sebastian noch lebte. Nachdem der Schwerverletzte wieder gesundet war ging er, so die Legende, mutig zu Diokletian und beschuldigte ihn laut des Verbrechens der Christenverfolgung. Der tobende Kaiser ließ den Totgeglaubten in den Circus von Rom abführen und von Soldaten mit Stöcken zu Tode prügeln. Die soll am 20. Januar 288 geschehen sein.

Eine Christin namens Lucina barg den Leichnam Sebastians aus der Cloaca Maxima und bestattete ihn an der Via Appia bei der Apostelbasilika, die heute S. Sebastiano heißt und zu den sieben frühchristlichen Pilgerkirchen Roms gehört. Seine kostbaren Reliquien werden in einer Seitenkapelle aufbewahrt.

Besondere Verehrung erfuhr der heilige Sebastian schon bald als Pestpatron. Dies geht auf folgendes Ereignis zurück: Im Jahr 660 war in Rom eine furchtbare Pestepidemie ausgebrochen, die Tausende von Menschenleben forderte. Nachdem die Gläubigen in ihrer Verzweiflung die Reliquien des Sebastian durch die Straßen getragen hatten, soll die Epidemie erloschen sein. Zahlreiche Berufsstände verehren Sebastian als ihren Patron; besonders Soldaten baten ihn zu allen Zeiten um Schutz.

Text und Fotos: Susanne Mahlmeister

 

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