PG Vorspessart

Das erste Abendlob in der diesjährigen Fastenzeit zum Misereor Hungertuch fand am 10. März 2022 in der Sailaufer Kirche statt. Das Motiv stammt von der chilenischen Künstlerin Lilian Moreno Sanchez.

Das Hungertuch, das das Bischöfliche Hilfswerk Misereor und Brot für die Welt alle zwei Jahre herausgeben, lenkt den Blick auf Missstände, wie z.B. Unterdrückung, Verfolgung und vielfältige Missachtung von Menschenrechten in vielen Ländern der Erde.

Wir erinnern uns:  Die Basis des Bildes ist ein Röntgenbild, das den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit durch die Staatsgewalt verletzt worden ist. Es trägt den Titel: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum – die Kraft des Wandels.“

Das Bild ist auf drei Keilrahmen, bespannt mit Bettwäsche, angelegt. Der Stoff stammt aus einem Krankenhaus und aus dem Kloster Beuerberg nahe München. Zeichen der Heilung sind eingearbeitet: goldene Nähte und Blumen als Zeichen der Solidarität und Liebe. Leinöl im Stoff verweist auf die Frau, die Jesu Füße salbt (Lk 7,37) und auf die Fußwaschung (Joh 13,14).

„Eine andere Welt ist möglich. Diese Hoffnung möchte ich verbreiten.“, sagt die Künstlerin.

Aus der vielfältigen Symbolik des Hungertuches, das als Repro-Druck vor dem linken Seitenaltar der St. Vitus-Kirche zu sehen ist, griffen die Vorbeterinnen Christina Fleckenstein, Susanne Mahlmeister, Renate Megerle und Maria Ziroff an diesem Abend „Spuren des Himmels und Spuren der Erde“ auf:

Denn die dunklen Flecken weisen auf Schmutzspuren hin. Als ob jemand das Betttuch mit ungewaschenen Händen angefasst hätte oder gar mit schmutzigen Stiefeln darauf getreten sei. Reste von Erde. Das Leben ist oft so schmutzig wie dieses Tuch. So schmutzig wie die Geschäfte, die auf Kosten der Ärmsten gemacht werden.

Wir leben auf einer Erde, die uns andererseits Wasser und Luft, Flüsse und Meere, Pflanzen und Tiere schenkt. Erfreut entdeckt man am oberen Rand des Bildausschnitts eine goldene Blüte. Oder ist es ein Stern? Ein Zeichen am Himmel? Hoffentlich nicht nur eine Illusion, sondern die Spur eines Himmels ist, der sich über uns auftut. Spuren Gottes, der auch auf die Menschen mit gebrochenen Füßen und gebrochenen Herzen ein Auge wirft und ihnen Heilung zusagt. Der uns Mut macht im Kampf um Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Der eine bessere Zukunft verheißt.

Fruchtbare Erde schenkt Leben: Als Zeichenhandlung streuten die Teilnehmerinnen Weizenkörner in eine Schale mit Erde. Die Bewahrung von Gottes Schöpfung bleibt ein dauernder Auftrag. An dieser Stelle kam auch der Krieg in der Ukraine zur Sprache: Das Land exportiert sein Getreide in zahlreiche Länder, es wir als Kornkammer bezeichnet. Nun ist die Aussaat gefährdet, was eine Hungersnot in armen Ländern Afrikas und Asiens zur Folge haben könnte.

Christus wird immer wieder mit einem Weizenkorn verglichen, das in die Erde fällt und stirbt und doch reiche Frucht bringt. „Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün“ (GL 764)

Gebete und weitere passende Lieder bereicherten das Abendlob, wie z.B. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ und „Such den Himmel nicht da oben“, die Martin Mahlmeister einfühlsam auf der Orgel begleitete.

Das nächste Abendlob beginnt am Mittwoch, dem 16. März um 18:30 Uhr in der St. Antoniuskirche in Rottenberg. Herzliche Einladung!

Text und Fotos: Susanne Mahlmeister

 

­