PG Vorspessart

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, Paul Weismantel schreibt 2017 zur Kunst des Lebens diese Gedanken: «Wenn ich das ständige Müssen in ein Können oder Dürfen umwandle, habe ich viel, sogar sehr viel gewonnen.

/ Wenn ich mir und anderen öfter sage, dass ich kann, dass ich will, dass ich darf, werde ich selbstbestimmter, stärker und selbstbewusster. / Wenn ich mich löse von den Zwängen des gnadenlosen Funktionieren-Müssens, lebe ich viel mehr aus der inneren Freiheit und meiner persönlichen Verantwortung.»

Die Leitung der Messfeier zum Vorabend von Fronleichnam und am Tag des Hochfestes selber hat mir persönlich aufgezeigt, dass ich offensichtlich nach den Wochen und Monaten der Corona-Krise den notwendigen Prozess des «ständigen Müssen» hin zu einem «Können oder Dürfen» noch nicht zu meiner inneren Zufriedenheit abgeschlossen habe. Darüber hinaus ist mir bewusst, dass die getroffene Entscheidung, Messfeiern wieder in unsere Gottesdienstordnung aufzunehmen, einen Erwartungsdruck aufbaut, der sich dahingehend äußern wird: «Wann haben wir wieder einmal eine Messe?»

Mit diesem Wir ist jedoch nicht die Pfarreiengemeinschaft gemeint, sondern ein ganz bestimmter Ort unseres Seelsorgeraumes. Diese Erwartung vertretbar aufzufangen, bedeutet für mich als Ihr Pfarrer, sich innerlich zu lösen «von den Zwängen des gnadenlosen Funktionieren-Müssens» und wieder aus der «inneren Freiheit und meiner persönlichen Verantwortung» zu handeln. Die notwendig einzuhaltenden Hygienevorgaben und Mindestabstandsregeln machen es noch einmal mehr zur Herausforderung, als Mensch eine Messe mit innerer Anteilnahme zu feiern.

Nach 23 Priesterjahren auch für mich persönlich eine einzuübende «neue Normalität». Alles dies braucht Zeit und die Hoffnung auf Ihr Verständnis. Daher möchte ich in aller Form Sie um Entschuldigung bitten, die seit dem 9. und 10. Mai unsere Gottesdienste mitgefeiert haben und sich jetzt durch mein impulsives Handeln «vor den Kopf gestoßen» vorkommen!

Auf diesem Wege einen herzlichen Dank den Schmücker*innen, die im Laufacher Ortszentrum trotz ausgesetzter Fronleichnamsprozession einen Blumenteppich in Form des Regenbogens gelegt haben. Er steht für den Bund des Friedens, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat und dessen er sich – gemäß seinem Wort – stets dann erinnert, wenn sich das Sonnenlicht in Regenwolken bricht (vgl. Genesis 9, 14–15).

So erbitte ich Ihnen und mir für unseren weiteren gemeinsamen Glaubensweg Gottes Segen und die Kraft seines Heiligen Geistes. Er vermag nicht allein auf dem Altar, das Geheimnis unseres Glaubens zu bewirken, sondern auch die Wandlung unserer Herzen.

Für das Seelsorgeteam
Ihr Andreas Reuter, Pfarrer


Foto unten: Peter Weidemann, Pfarrbriefservice.de

Regenbogen bleibt gesund

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