PG Vorspessart

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, normalerweise würden an diesem und den beiden kommenden Sonntagen der Osterzeit unsere Kommunionkinder aus der Pfarreiengemeinschaft Laufachtal und St. Vitus im Vorspessart zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten und mit uns Mahlgemeinschaft haben. Was jedoch ist eigentlich schon möglich in diesen ungewöhnlichen Zeiten?

Wenn wir uns die vergangenen Wochen und Feiertage anschauen, war vielleicht die Segnung der Palmzweige und Osterspeisen für den ein oder anderen nicht zufriedenstellend, aber dennoch möglich. Manch einer hängt eben an seinen überkommenen Denk- und Sichtweisen. Diese Krisenzeit fordert uns alle dazu heraus, auch Neuland im Glaubensleben zu betreten und sich der eigenen priesterlichen Würde als Getaufte bewusst zu werden. Sind wir es sonst gewohnt, uns zum Gottesdienst in der Kirche zu versammeln, so wurde jetzt der häusliche Ess- oder Wohnzimmertisch unsere Kirchenbank und unser Segensraum. Hier waren wir eingeladen, bisher Unentdecktes in unserem «Gotteslob» aufzuschlagen und zu beten. Gewiss! Es kann nicht ersetzen, was einen Gottesdienst inmitten anderer Mitfeiernden bereichert: Die Erfahrung etwa, beim Singen und Beten der Banknachbarn mitgetragen zu werden.

Wir erleben in dieser Zeit auf je eigene Weise, wie wertvoll die Erfahrung von Gemeinschaft ist: im persönlichen Alltag wie im Glaubensleben. So ist dieses Vermissen des Gewohnten für mich persönlich ein Beweggrund zur Dankbarkeit. Die Begegnungen mit Ihnen, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, fehlen mir als Mensch und Priester! Umso mehr bin ich all denen dankbar, die mir beim Begehen der diesjährigen Osterfesttage die Gewissheit zugebetet haben, die Gottesdienste mit Ihnen zusammen in ihren Hausgemeinschaften und Wohnungen zu feiern. Der Raum der Gegenwart Gottes sind nicht allein unsere Kirchen. Nicht zuletzt lässt er sich finden und vermittelt sich in unserem häuslichen Alltag und Miteinander. Dieses Erleben bewahrt uns etwa vor der Gefahr, in den vielen Kleinigkeiten, aus denen der Alltag besteht, nicht kleinlich zu werden. Und es bestärkt uns darin, im Kleinklein Größe zu zeigen durch großzügiges Denken, Reden und Verhalten.

Ein jeder Einzelne von uns ist ein wesentlicher Teil der weltweiten Kirche. Unser häusliches Beten in dieser Glaubens- und Schicksalsgemeinschaft ist ein nicht gering zu schätzender Ausdruck dessen. Es bietet uns die Möglichkeit, als Kirchengemeinden wie als Einzelne gestärkt aus dieser Krisenzeit hervorzugehen. Vielleicht kann diese Erfahrung für den ein oder anderen der Anstoß sein, neben dem täglichen Beten des «Engel des Herrn» um 12 Uhr, den gewohnten Tagesablauf an diesem Weißen Sonntag zu unterbrechen und mit dem Andachtsabschnitt Nr. 676, 7 im «Gotteslob» für das Geschenk der Taufe zu danken. Diese österliche Gabe der Liebe Gottes hat uns allen die Tür in die Gemeinschaft des Glaubens und zum unzerstörbaren, ewigen Leben in seiner Gegenwart geöffnet.

Im Gebet um Gottes Schutz und Segen weiterhin mit Ihnen verbunden – für das Seelsorgeteam

Ihr Andreas Reuter, Pfarrer

 

Ikone des Barmherzigen Jesus in der Sailaufer Pfarrkirche St. Vitus; gemalt in der Ikonenwerkstätte Karmel Mater Dolorosa in Maria Jeutendorf, Pottenbrunn, Österreich. Foto: Martin Mahlmeister

Barmherziger Jesus Ikone Sailauf

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